Die deutsche Weinlese 2020 nach Angaben der VDP-Winzer:

Manuelle Weinlese in Deutschland (Bild (c) deutsche weine)

Mengen

Nach einer kleinen Ernte im Jahr 2019 ist die diesjährige Ernte erneut leicht rückläufig. Vor allem in Franken, Sachsen und Saale-Unstrut haben Spätfröste zu Ernteausfällen geführt. In der Pfalz und in Rheinhessen konnten jedoch durchschnittliche Mengen an Trauben geerntet werden.

Vegetation und Ernte

Nach dem trockenen Winter des Vorjahres haben die starken Regenfälle im Januar und Februar 2020 einen Teil der Wasserreserven wieder aufgefüllt. Ein sehr warmes und sonniges Frühjahr führte zu einem frühen Austrieb und einer entsprechend frühen Blüte. In warmen Lagen blühen die frühen Rebsorten bereits ab Ende Mai. In Anbetracht der durchschnittlichen Dauer von 100 Tagen von der Blüte bis zur Reife der Trauben wurde mit einer frühen Ernte gerechnet.

Die Trockenheit des Sommers führte dazu, dass die Trauben eher kleinbeerig blieben. Der September war sonnig, warm und trocken, so dass mehrere Rebsorten gleichzeitig reifen konnten. Anfänglich mit kühlen Tagen gesegnet, mussten die Ernteteams Hitze und Sonnenschein vermeiden, indem sie in den frühen Morgenstunden oder sogar in der Nacht arbeiteten.

Aussagen von Winzern aus den 13 deutschen Weinregionen:

Ahrtal – Früheste Ernte aller Zeiten – laut Marc Adeneuer vom Weingut J.J. Adeneuer

„Es war die früheste Ernte aller Zeiten. Wir hatten bereits Ende September alle Trauben geerntet. Vor 30 Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Wir konnten eine kleine Menge von sehr guter Qualität ernten. Durch konsequente Ausdünnung der Ernte konnten wir sehr lockere Trauben erzielen und schöne Farben für die Rotweine gewinnen.“

BADEN – Gesunde Beeren, frische, fruchtige Jungweine – so Joachim Heger, Weingut Dr. Heger:

„In den letzten Frostnächten des Jahres gab es in den nördlichen Gebieten Badens kleinere Schäden und die verrieselte Blüte dämpfte die Erwartungen an den Ernteertrag. Die Ernte der gesunden Beeren konnte bereits Anfang August beginnen. Wie in den Vorjahren wurde sehr zügig geerntet, um die optimalen Erntezeitpunkte für die verschiedenen Sorten und Parzellen nicht zu verpassen und um Überreife zu vermeiden. Nach wochenlanger intensiver Arbeit konnte der erste Winzer am 11. September die Ernte abschließen und viele Kollegen wurden in den Wochen danach, vor allem am Kaiserstuhl oder im Breisgau, schnell fertig. Die letzten Trauben wurden in den höheren Lagen des Schwarzwaldes (z.B. in der Ortenau), aber auch rund um den Bodensee Anfang Oktober geerntet. Die ersten Jungweine sind noch sehr frisch mit viel Fruchtigkeit und einem hohen Potenzial. „

FRANKEN – Qualität gut, aber ein Drittel der normalen Ernte – Melanie Stumpf, Weingut Bickel-Stumpf:

„Die Ernte in Franken war in diesem Jahr deutlich geringer als in den Vorjahren. Grund dafür war ein massiver Spätfrost Anfang Mai, der die Winzer an der Mainschleife und im Steigerwald besonders hart getroffen hat. Teilweise konnte nur ein Drittel der normalen Ernte eingebracht werden. In den Gebieten, in denen die Trauben den Frost überstanden haben, hat der trockene Sommer der Vegetation gut getan und zu schmackhaften und gesunden Trauben geführt. Ausgiebige Regenfälle im August sorgten schließlich für einen Qualitätsschub, und die Ernte konnte Anfang September beginnen. […]. „

MITTELRHEIN – schöne Aromen und integrierte Säure, so Jochen Ratzeberger, Weingut Ratzenberger:

„Frische Frucht und optimaler Säuregehalt prägten die Weinlese am Mittelrhein. Wir konnten gesunde, goldgelbe Trauben ernten und die Moste zeigen schöne Aromen und eine wunderbar integrierte Säure. „

MOSEL – Klassische, leichte Rieslingweine mit frischer Säure, so Dr. Carl von Schubert, VDP.Weingut Maximin Grünhaus:

„Die Mosel und ihre Nebenflüsse haben eine Vielzahl von Terroirs und besonderen klimatischen Nischen, so dass die Berichte unserer VDP-Kollegen durchaus divergieren. Fast alle Kollegen berichten jedoch, dass der Jahrgang 2020 klassische Rieslingweine mit frischer Säure und moderatem Alkoholgehalt brachte. Zum Vergleich wird oft der Jahrgang 2016 genannt, der mit eleganten, leichten Weinen glänzte, die schon früh sehr trinkfreudig waren. Insgesamt ist man mit der Qualität und Quantität der Trauben zufrieden. „

Weingebiet NAHE – Edelsüße Weine in homöopathischen Mengen, berichtet Frank Schönleber, Weingut Emrich-Schönleber:

„Mitte September begann an der Nahe die Weinlese, beginnend mit den Pinot-Rebsorten, die alle in bester Gesundheit und Reife geerntet werden konnten. Anfang Oktober folgte die Rieslingernte mit kerngesunden, goldgelben Trauben, die sehr aromatisch und harmonisch im Geschmack sind. Edelsüße Weine werden ab 2020 an der Nahe nur noch in kleinsten Mengen verfügbar sein. „

Weinregion PFALZ – Sehr ausgeprägte Sorten- und Lagencharakteristik – so Hansjörg Rebholz, Weingut Ökonomierat Rebholz:

„Die idealen Wetterbedingungen während des ganzen Jahres sorgten dafür, dass die Weinlese sehr früh in den letzten Augusttagen begann. Die extrem heißen Temperaturen Mitte September zwangen uns, eine Woche lang sehr früh morgens mit der Ernte zu beginnen, damit sich die Trauben nicht zu sehr erwärmten und um unsere Pflücker vor der Sonne und der Hitze zu schützen. Mit dem Ergebnis der Ernte sind wir sehr zufrieden. Nicht nur, weil wir außergewöhnlich gesunde und reife Trauben ernten konnten, sondern auch, weil dies trotz der derzeit recht komplexen Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen möglich war. Wir erwarten, dass die Weine des Jahrgangs 2020 sehr klare, sehr ausgeprägte Sorten- und Lagencharakteristika sowie eine angenehme Säure aufweisen werden. „

Weinregion RHEINGAU – Zweitfrüheste Ernte seit Wetteraufzeichnungen – aus Sicht von Wilhelm Weil vom Weingut Robert Weil:

„Im Rheingau haben wir die früheste Ernte aller Zeiten erzielt – mit Ausnahme nach 2014. Dank eines sonnigen und trockenen Spätsommers konnten sehr reife und gesunde Trauben geerntet werden. Die ersten Weißweine im Fass sind entsprechend aromatisch und äußerst fruchtig, die Rotweine zeigen viel Farbe und großes Potenzial. In vielen Betrieben war die Weinlese bereits nach drei bis vier Wochen abgeschlossen. „

Weinregion RHEINHESSEN – Spannende Erntewochen mit kerngesunden Trauben – Johannes Hasselbach, Weingut Gunderloch berichtet:

„Es war definitiv eine ganz besondere Ernte. Aufgrund der Begleitumstände war es lange Zeit ungewiss, ob die Erntehelfer kommen konnten und wie wir die Hygienevorschriften konsequent und praktisch anwenden konnten. Doch mit dem Beginn der Ernte verschwanden unsere Sorgen. Man hatte fast das Gefühl, dass die Natur uns wieder etwas Gutes tun und uns für die Herausforderungen entschädigen wollte:

In sechs sehr intensiven Wochen haben wir überwiegend gesunde Trauben geerntet. Das Aroma entwickelte sich in dieser Zeit gleichmäßig, während die Säurewerte angenehm stabil blieben. Bei uns begann die Ernte am 3. September, und bis Ende September hatten wir keinen einzigen Regentag. Der dann einsetzende Regen brachte dringend benötigte Ruhetage für das Leseteam sowie eine spannende aromatische Weiterentwicklung der Trauben. Da die Ernte zu über 90 % abgeschlossen war, hat uns das Auftreten von Botrytis nicht im Geringsten gestört. Vielmehr hat sie es uns ermöglicht, aus diesem Jahrgang hervorragende Weine zu erzeugen – auch eine Trockenbeerenauslese. Die geernteten Mengen liegen im normalen Bereich.

Man kann schon jetzt sagen, dass dies ein Jahrgang ist, der sowohl den Winzern als auch den Weinliebhabern noch lange in Erinnerung bleiben wird. „

Weinregion SACHSEN / SAALE-UNSTRUT – 20% weniger Ertrag durch Spätfröste – sagt Georg Prinz zur Lippe, Weingut Schloss Proschwitz:

„Der schicksalhafte Tag des Jahres war der 12. Mai. In Sachsen kam es tagsüber zu Niederschlägen und in der Nacht zu Windspitzen von zwei bis drei Grad unter Null. Die 10-15 cm langen Triebspitzen erfroren an den nassen, nicht getrockneten Reben. Die frostgeschädigten Reben haben sich zwar einigermaßen erholt, aber in Sachsen ist der Ertrag stark reduziert. Im Durchschnitt wurden die Mengen im Vergleich zum Vorjahr um 20 % unterschritten.

Im Weinbaugebiet Saale-Unstrut hatte der Spätfrost in der Nacht zum 12. Mai mit bis zu -6 °C für einige Winzer im Anbaugebiet schwerwiegende Folgen. Die Reben erholten sich von dem Frost, aber in einigen Fällen wurden bis zu 80 % Ertragsverluste verzeichnet.

Die Witterungsbedingungen des Weinjahres 2020 führten zu einer sehr unterschiedlichen Reifeentwicklung der Beeren. Es waren sehr selektive Ernten notwendig, um Partien mit ähnlicher Reife zu erhalten. „

Weinregion WÜRTTEMBERG – Die frühen und späten Rebsorten reifen eng zusammen – so Markus Drautz, Weingut Drautz-Abele:

„Das war mein 15. Jahrgang als Verantwortlicher für unser Weingut und ich musste wieder einmal feststellen, dass keine Traube der anderen gleicht und es jedes Jahr andere Herausforderungen gibt. Es war gefühlt eine der schnellsten Ernten überhaupt. Das lag an den geringen Erntemengen, den sehr gesunden Trauben und dem nahen Reifezeitpunkt der früh und spät reifenden Rebsorten. Die Erträge liegen aufgrund der Trockenheit etwa 20% unter dem Durchschnitt. Die Qualität ist weit überdurchschnittlich, die Moste sind sehr schmackhaft und haben oft auch eine angenehme, angemessene Säure. „

Quelle: @VDP